Oberöwisheim – ein Dorf im Kraichgau
Das Dorf Oberöwisheim mit ca. 2000 Einwohnern liegt im Tal des kleinen Kraichbaches, einem Seitental des großen Kraichbaches, inmitten der einzigartigen Hügellandschaft des Kraichgaus.
Erstmals wurde das Dorf im 3. Regierungsjahr Karl des Großen 771, mit dem Namen Auvnisheim, urkundlich erwähnt. Bis etwa 1250 bildeten Ober- und Unteröwisheim mit Neuenbürg, einem kleinen Weiler östlich von Oberöwisheim, eine gemeinsame Gemarkung.
Danach ca. 1260 unterschied man zwischen Ober- und Unteröwisheim. So wurde auch Neuenbürg um 1300 von der Urmark Öwisheims getrennt, nachdem es in Erbfolge an Hans von Remchingen fiel.
Bereits um 780 wurde auf der Gemarkung Weinbau betrieben. Um 1200 fällt Oberöwisheim an die Grafen von Eberstein. Ab 1409 erhält Wiprecht von Helmstatt von König Ruprecht von der Pfalz die hohe Gerichtsbarkeit in Oberöwisheim. Die Herren von Helmstatt üben neben dem Domkapitel Speyer und verschiedenen Adelsfamilien die Teilherrschaft im Dorf aus. Kaiser Karl IV. verlegt 1366 den Jahrmarkt von Öwisheim, auf Betreiben des Bischofs von Speyer, nach Bruchsal. Der Grund war, dass Oberöwisheim mit keiner Stadtmauer befestigt war. Bruchsal aber war schon damals mit einer Stadtmauer umgeben und war eine Stadt des Speyerischen Domkapitels.
So steht es in der kaiserlichen Urkunde. Um 1420 wird die Kirche auf dem jetzigen Kirchberg erbaut und dem Hlg. Mauritius geweiht. Im Bauernkrieg 1525 wurde die Burg der Herren von Helmstatt geplündert. Der 30-jährige Krieg 1618 bis 1648 verschonte die Gemeinde auch nicht, denn gegen Ende des Krieges verwüsteten die Schweden das
Dorf. Danach waren nur noch acht Personen im Dorf ansässig. Nachdem Hans von Helmstatt die Reformation für seine Untertanen im Dorf einführte, gab es ab 1622 zwei Pfarrer aber nur eine Kirche, denn die Untertanen des Domkapitels blieben katholisch. Diese Glaubensteilung führte zu Streitigkeiten wegen derReligionsausübung im einzigen Gotteshaus.
Die Streitigkeiten eskalierten am 29. April 1653 mit einer handfesten Prügelei, bei der der lutherische Pfarrer den katholischen Pfarrer mit einer Flinte erschoss.
Der lutherische Pfarrer flüchtete und wurde nie mehr gesehen.
Auf der Gemarkung von Oberöwisheim befindet sich auch ein Israelitischer Friedhof, der im Jahre 1629 angelegt wurde, obwohl im Dorf zu keiner Zeit Juden lebten. Hier wurden die Toten jüdischen Glaubens aus den Nachbarortschaften wie Odenheim, Münzesheim, Menzingen und Gochsheim beerdigt.
Das Jahr 1707 wurde das schrecklichste Jahr in der Geschichte von Oberöwisheim. Kaum hatte sich der Ort von den Verwüstungen des 30-jährigen Krieges erholt, als im Juli 1707 die Franzosen einfielen und barbarisch hausten. Der französische General de Villars ließ am 10. Juli 1707 den Ort niederbrennen.
Die Burg, das Amtshaus und die Kirche gingen in Flammen auf. Der Kirchturm brannte so stark, dass das Metall der Glocken schmolz. Im Jahre 1710 trat die Familie von Helmstatt wieder mit ihren Untertanen zum katholischen Glauben über, sodass der katholische Bevölkerungsanteil größer als der der Lutheraner war.
Es gab zu dieser Zeit in Oberöwisheim zwei Gastwirtschaften. Es war dies das Gasthaus „Zum rothen Kreuz” für die lutherischen und das Gasthaus „Zu den 3 Trauben” für die katholischen Einwohner.
Nachdem die Kirche nach der Zerstörung durch die Franzosen nicht mehr benutzbar war, entschloss sich der speyerische katholische Amtmann für den Bau einer Kapelle. Diese wurde im heutigen katholischen Pfarrgarten erbaut. Die Lutheraner hielten ihre Gottesdienste bei gutem Wetter in der Kirchenruine und bei schlechtem Wetter sowie im Winter im Rathaus ab. Im Jahre 1714 wurde mit dem Aufbau der zerstörten Kirche begonnen. Im Jahre 1724 wurde das alte Rathaus in der Ortsmitte abgerissen und durch ein neues größeres ersetzt. Im neuen Rathausgebäude waren unter anderem die Gemeindebäckerei, der Farrenstall mit Scheune und Armenwohnungen untergebracht.
Das Dorf hatte zu dieser Zeit etwa 800 Einwohner. Das Domkapitel von Speyer erwirbt 1750 die Anteile der Familie von Helmstatt und wird alleiniger Herr im Dorf. Als oberster Gerichtsherr übernahm auch Speyer die hohe Gerichtsbarkeit. Der letzte Galgen wurde 1765 auf dem Galgenberg errichtet, der ca. 2 km außerhalb am Weg nach Zeutern lag. Die Speyerische Herrschaft endete im Jahre 1803, denn die rechtsrheinischen Besitztümer des Bistums Speyer fielen infolge der Napoleonischen Neuordnung an das Großherzogtum Baden.
Text und Bilder: Alfons Ossfeld